HCL stellt Schutzkonzept vor

Hockey-Club Ludwigsburg: Mit vereinten Kräften für den Schutz der Kinder, Jugendlichen und Aktiven.

Der Hockey-Club Ludwigsburg 1912 e. V. (HCL) schaut künftig noch genauer auf das Wohlergehen seiner über 700 Mitglieder. Gestützt auf ein schlagkräftiges Netzwerk stellte der Verein sein Schutzkonzept gegen Gewalt vor.

Wo Kinder, Jugendliche und andere schutzbedürftige Gruppen Sport treiben, tauchen immer wieder Menschen auf, die das besondere Vertrauensverhältnis zu ihren Schützlingen missbrauchen. Bisher blieben die Hockeysportler vom Fuchshof von Auffälligkeiten in dieser Hinsicht verschont. Damit das auch künftig so bleibt, setzt der Verein auf größtmögliche Prävention und klare Kommunikation.

Bereits auf seiner Mitgliederversammlung Ende Juni hatte der Club sich unter dem Leitsatz „Verein mit Herz – Sport mit Charakter“ auf die Fahnen geschrieben, seinen sportlichen Erfolg ins gesellschaftliche Leben der Stadt sowie in einen Werte- und Handlungsrahmen einzubetten.

Eine Säule dieses „Grundgesetzes“ ist das Schutzkonzept gegen physische, psychische und sexualisierte Gewalt, das der Vorstand im September verabschiedet hat. Der Verein stellte es nun seinen Trainerinnen und Trainern, Betreuerinnen und Betreuern bei einer Informationsveranstaltung im Clubzentrum am Fuchshof, moderiert von der Württembergischen Sportjugend (WSJ), Matthias Reinmann, vom Württembergischen Landessportbund vor. 

Unter dem Credo „Ohne Gewalt – für ein faires Miteinander“ enthält das Werk eine ganze Reihe von Maßnahmen, um vor allem vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche vor Übergriffen zu bewahren. Wie Vereinspräsident Schindler unterstreicht, soll sich jedes Mitglied im HCL in geschützter Atmosphäre engagieren können. „Es muss jedem glasklar sein, dass Gewalt, egal welcher Art, bei uns im HCL gar nicht geht“, so der Clubchef.

Vorstand und Arbeitsgruppen hatten Monate lang an dem Regelwerk gefeilt. Ebenso viel Wert wie auf das „Gesetz“ legten die Beteiligten dabei laut Schindler auf klare und eindeutige Handlungsempfehlungen und Leitlinien. Sie sollen allen im Verein Engagierten Sicherheit für ihre Arbeit geben.

Ein Kernpunkt des Konzepts ist die Ernennung zweier Schutzbeauftragter, die über eine entsprechende fachliche Qualifikation verfügen müssen. Der Verein betraute Jugendleiterin Lena Oßwald und Mentalcoach Andy Rothacker mit dieser verantwortungsvollen Position. Sie fungieren als Ansprechpartner für Betroffene und Fachberatungsstellen, koordinieren die Arbeitsgruppe Schutzkonzept und die Qualifizierung aller Beteiligter. Wichtig ist dem Verein dabei, dass die Beauftragten zwar organisatorisch dem Präsidenten zugeordnet sind, aber ausdrücklich weisungsunabhängig arbeiten. „Ich freue mich sehr darüber, dass wir nach einem gewinnbringenden aber doch langen Weg es nun geschafft haben unser Schutzkonzept im Verein vorzustellen und etablieren zu können. Ein Schutzkonzept gehört meiner Meinung nach zu jedem modernen Verein dazu und löst hoffentlich auch bei anderen Ludwigsburger Vereinen aus, dies ebenfalls in die Strukturen implizieren zu wollen“ fasst Lena Osswald Ihr Engagement zusammen. Andy Rothacker ergänzt: „Der Hockeyclub Ludwigsburg ist in der Stadt nun der erste Verein, der ein Schutzkonzept fest in seinem Verein eingebracht hat und auch umsetzt. Mich freut es sehr, ein Teil der Schutzgruppe zu sein und mit meiner Erfahrung helfen zu können.“

In Ihrer neuen Funktion präsentierten die beiden weitere wesentliche Elemente des Schutzkonzepts. Dazu gehört neben den festgeschriebenen Werten und Zielen ein Präventionsplan. Er konkretisiert, welche Maßnahmen der Verein ergreift, um Gewalt bestenfalls von vornherein zu verhindern oder bei einem Vorfall frühestmöglich einzuschreiten und die Folgen für von Gewalt Betroffene so gering wie möglich zu halten. In einem klar definierten Interventionsplan etabliert der Hockey-Club darüber hinaus Prozessschritte, die bei der Meldung eines Vorfalls oder in einem Verdachtsfall zu ergreifen sind. Alle im Verein Tätigen, die mit schutzbedürftigen Menschen arbeiten, müssen zudem einen Ehrencodex schriftlich anerkennen und eine Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnen. 

Zentrales Anliegen des Schutzkonzepts ist eine „Kultur des Hinschauens“, die mögliche Täterinnen und Täter bestenfalls von vornherein abschreckt und alle HCLer dazu anhält, die Augen offenzuhalten, um Anzeichen möglicher Gewalthandlungen zu erkennen.

Wichtig ist dem HCL auch die Kooperation mit externen Partnern. So hatte der Club zum Infoabend Matthias Reinmann von der WSJ eingeladen, der das Auditorium in einem informativen Vortrag für die Prävention sensibilisierte. Die Einbindung der Ludwigsburger Fachberatungsstellen gegen sexuelle Gewalt Silberdistel e. V. und Frauen für Frauen e. V. in die Präventionsarbeit des Vereins soll das sensible Thema in der Öffentlichkeit stärker sichtbar machen. Angedacht sind gemeinsame Veranstaltungen und gegenseitige Unterstützung. Arezoo Shoaleh (rechts im Bild) vom Verein Frauen für Frauen hebt hervor, dass der Einsatz des HCL vorbildlich ist und in gleichem Maße Motivation für andere Einrichtungen und Sportvereine sein sollte. „Es freut uns, dass der HCL bei dem Schutz vor jeglicher Gewalt über den Tellerrand hinausschaut und Fachstellen mit einbindet. Einzigartig für einen Verein in Ludwigsburg.“ Frauen für Frauen wird den HCL sowohl in Einzelfällen aber auch bei Projekten tatkräftig unterstützen. 

Ebenso unterstreicht Karin Musse (links) vom Verein Silberdistel e.V. das Engagement des Clubs. „Sexualisierte Gewalt im Sport offen anzusprechen ist unheimlich wichtig in diesem Bereich! Bereits während der Schutzkonzepterstellung kommt dieses Kindern und Jugendlichen zugute, da eine ständige Sensibilisierung erfolgt! Außerdem bekommen Haupt- und Ehrenamtliche mehr Handlungssicherheit, wenn Ihnen derartige Situationen begegnen. Sicher kann allein durch ein Schutzkonzept sexualisierte Gewalt nicht komplett verhindert werden – der Club sorgt mit einem „gelebten“ Schutzkonzept jedoch dafür, dass das Möglichste getan wird, Übergriffe zu vermeiden oder dafür Sorge getragen wird, sie zu erkennen- und frühzeitig zu intervenieren!. Im Vorfeld der Entwicklung des Schutzkonzepts hat Silberdistel e.V. beim HCL bereits einen Vortrag zur Sensibilisierung zu sexualisierter Gewalt gehalten. 

Das Landratsamt Ludwigsburg belohnte das Engagement des HCL in Sachen Prävention vor Sexualstraftaten inzwischen mit der Auszeichnung „Qualitätsmerkmal Kinderschutz“. Der Landkreis verleiht es an Einrichtungen, die in ihren Bemühungen über die im Bundeskinderschutzgesetz vorgeschriebene Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses bei Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, deutlich hinausgehen. Der HCL hat sich in einer umfassenden Erklärung verpflichtet, die geforderten Grundhaltungen und Maßnahmen einzuhalten. Dazu zählen die Unterstützung der individuellen und sozialen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, Respekt vor ihrer Persönlichkeit und Würde, Sensibilität für Anhaltspunkte einer Gefährdung und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern. Mit Brief und Siegel bekam der Hockey-Club somit bestätigt, dass er sich vorbildlich um seine Schutzbefohlenen kümmert.

Gabriele Tesmer